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Pflanzenschutz Philosophie

Für Respekt gibt es keine Zertifizierung




Auf Schloss Salenegg wird seit 1068 Wein- und Obstbau betrieben. Seit 1654 liegt diese Verantwortung in den Händen der Familie von Gugelberg. Für uns ist es eine Selbstverständlichkeit, alles zu tun für den Erhalt des Familienerbes. Für den über Generationen gelebten Respekt gegenüber der Natur gibt es keine Zertifizierung. Es handelt sich um eine Grundhaltung, die von Generation zu Generation in der Familie weitergegeben wird. Der aktuellen Anbaumethode kommt die Bezeichnung «naturnah» am nächsten.

Insektizide und Kunstdünger werden bei uns keine eingesetzt. Auch auf Herbizid verzichten wir ganz, indem wir auf die maschinelle Unterstockbearbeitung setzen. Darüber hinaus haben wir den Einsatz von Kupfer stark reduziert, weil dieses Schwermetall den Boden sehr belastet. Auch hier gehen wir unseren eigenen Weg, solange für Kupfer kein valabler Ersatz gefunden wurde und die weit verbreiteten Zertifikate und Labels die Kupferbelastung des Bodens ausblenden.

Hier müssen wir einen Blick in die Geschichte des Weinbaus werfen: 1845 wurde der echte Mehltau, 1850 die Reblaus und schliesslich 1878 der falsche Mehltau aus Nordamerika in Europa eingeschleppt. Diese drei stellten für das damals über 1‘000-jährige Schweizer Kulturgut «Wein» eine starke Bedrohung dar. Die Erleichterung, mit gepfropften Rebstöcken und ab 1882 mit Hilfe von Kupfer, der sogenannten Bordeaux-Brühe, dieses Kulturgut schützen zu können, war entsprechend gross. In den 1970er Jahren wurde jedoch eine grosse Schwermetallbelastung der Böden mit Kupfer festgestellt. Mit Hochdruck wurde erneut nach einer Alternative gesucht. Die Forschung brachte den Weinbauern Pflanzenschutzmittel mit systemischen, abbaubaren Wirkstoffen. Erst seit 1990 werden parallel dazu in der Schweiz Pilz resistente Sorten (PiWi) gezüchtet, die mittlerweile auch zugelassen sind. Es wird noch bis mindestens 2025 dauern, bis das im biologischen Weinbau immer noch zugelassene Kupfer durch einen biologisch abbaubaren Wirkstoff ersetzt werden kann. Bis es soweit ist, haben wir uns entschieden zur Blüte im Juni ein Pflanzenschutzmittel mit systemischer Wirkung einzusetzen. Dadurch verringern wir gegenüber zertifizierten Betrieben den Einsatz von Kupfer um 2/3 pro Jahr. Analysen unserer Weine belegen, dass sie absolut frei von jeglichen Rückständen sind.

Wer vom Land lebt, muss mit dem Land leben. Die Natur gibt uns einen ganz anderen Rhythmus vor als wir es uns heute aus der digitalen Welt gewohnt sind. Vor sieben Jahren haben wir die ersten resistenten Reben gepflanzt. Dies ist die einzige Möglichkeit festzustellen, welche Sorte sich an welchem Standort bewährt. Zwei Sorten haben wir inzwischen selektioniert. Im Frühjahr 2021 werden die ersten Reben, deren Vermehrung zwei Jahre in Anspruch nahm, gepflanzt. In vier Jahren werden sie erstmals einen Ertrag abwerfen, der dann als Wein unserer breiten Kundschaft Freude macht. Derweil werden wir nicht ruhen, Pflanzen, Tieren und Menschen eine gesunde, diverse und spannende Natur zu bewahren.

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